Domaine Nicolas Delfaud, Sologny

Noch ist es sommerlich warm im Burgund und ich fahre von der Côte d‘Or Richtung Süden. Auf der Landstraße durch die angrenzende Côte Chalonnaise ziehen die Ortsnamen der bekannten Weinbaustätdchen vorbei – Bouzeron, Rully, Mercurey, Givry, Montagny. Ich tauche ein ins Mâconnais, die südlichste Region des Burgund im engeren Sinne. Die sanften Hügel sind nicht mehr durchgehend von Reben besetzt. Vielmehr wechseln sich gemütlich weidende Kühe mit Sonnenblumenfeldern und Weinreben ab. An der berühmten Begegnungsstätte von Taizé komme ich vorbei und auch am imposanten Kloster von Cluny, welches die einst mächtigste Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche beherbergt. Der Stil der Landschaft und der Häuser wird merklich mediterraner.


Ganz im Süden des Mâconnais wird die Landschaft rund um das Nationalerbe Roche de Solutré geradezu dramatisch. In einem weiten Kessel wachsen hier die Reben, direkt unterhalb des imposanten Felsens.

Der Roche de Solutré – ein französisches Nationaldenkmal

Unweit der imposanten Szenerie mache ich mich auf in das kleine Dorf Sologny, um dort Nicolas Delfaud zu treffen. Wieder einmal kein imposantes Weingut, sondern ein kleiner ummauerter Hof, kaum zu finden auf den ersten Blick.

Nicolas ist zunächst bemüht, die zwei wie verrückt umherspringenden Hundezwillinge zu bändigen, damit diese bloß nicht durch das Tor entwischen, das er mir sicherheitshalber nur einen Spalt weit geöffnet hat.

Nicolas ist einer der jungen Wilden aus dem Mâconnais, die es sich zum Ziel gesetzt haben, das Potenzial dieser nach wie vor vernachlässigte Region zu heben und gegen die etablierten und berühmten Namen aus dem Norden anzutreten. Dabei hat er als Quereinsteiger eine eher ungewöhnliche Historie. Schon mit Anfang 20 träumte er davon, einmal ein Weingut zu bewirtschaften. Zunächst zog es ihn jedoch nach Paris, wo er als Sommelier seine ersten Sporen verdiente. 2009 kehrte er der Metropole den Rücken um sich im Mâconnais ganz der Verwirklichung seines Traums zu widmen. Nach einer Winzerausbildung und Praxis auf Château de Rontets in Fuissé war es dann soweit: 2015 erwarb er vier Hektar mit sehr alten Chardonnay und Gamay Reben an den Hängen von Verzé. Die Bewirtschaftung erfolgte von Anfang an nach den Prinzipien des biologischen Weinbaus.

Nicolas baut eine Reihe Weinflaschen auf und wir probieren uns durch die 2019er und die gerade abgefüllten 2020er. Der „Verkostungsraum“ hat so gar nichts von einem schmucken Weingut aber bietet dafür jede Menge Authentizität und Einblicke in ehrliche Arbeit.

Nicolas berichtet von den unendlichen Mühen, die es erfordert, bei widrigen Wetterverhältnissen die Reben gesund zu erhalten und dabei den Prinzipien des biologischen Weinbaus treu zu bleiben. Die Leidenschaft seiner Arbeit findet sich unmittelbar im Glas wieder – alle verkosteten Weine bieten eine erstaunliche Frische und Komplexität, die man eher in den bekannten Lagen der Côte d’Or vermutet hätte. Von der exzellenten Auswahl sind besonders hervorzuheben:

  • Mâcon-Verzé blanc „Le Bien Heureux“ 2019
  • Saint-Véran „La Boisserole“ 2020
  • Mâcon-Verzé blanc 2020
  • Mâcon-Verzé rouge 2020

Das Flaggschiff in der Runde ist sicherlich der „Le Bien Heureux“ von jenem Weinberg, mit dem Nicolas in 2015 startete. Aus alten Chardonnay Reben, komplex mit dezenter Holznote und cremiger Textur, überzeugt er auf ganzer Linie. Der 2020er Mâcon-Verzé zeigt sich mehr delikat, mit floralen Aromen und unaufdringlicher Säure. Neu hinzugekommen ist der Saint-Véran, aus der südlichsten Appellation im Mâconnais, direkt im Übergang zum Beaujolais. Üppige Frucht und leichte Holzaromen ergeben ein sehr rundes Bild. Der rote Mâcon-Verzé aus der Sorte Gamay entspricht so gar nicht der Vorstellung vom einfachen Wein aus dieser Gegend. Kraftvoll und vielschichtig kann er es mit einigen Pinot Noirs aus dem Norden aufnehmen. Dieses Weingut wird noch eine große Zukunft haben. Santé!

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