Domaine Jean Fournier, Marsannay-la-Côte

Ganz im Norden der Côte d’Or befindet sich Marsannay. Einst ein kleines Dorf, wird es jetzt schon fast von den Ausläufern der stetig wachsenden Metropole Dijon erreicht. Etliche Weinberge mussten in der Vergangenheit schon dem Bauboom weichen – ein Irrsinn, wenn man bedenkt, was für hervorragende Weine in dieser für Burgund noch relativ unbekannten Region wachsen.

Mittlerweile wurde dies auch erkannt und es gibt keine weiteren Rodungen mehr. Seitdem blüht die Apellation auf und tritt mehr und mehr aus dem Schatten der großen Namen der Côte des Nuits. Das berühmte Gevrey-Chambertin ist nur zehn Minuten entfernt und zog bisher alle Aufmerksamkeit im Norden der Côte d’Or auf sich. Dabei hat Marsannay Einzigartiges zu bieten – ist es doch die einzige Apellation im Burgund, die auf Village-Level sowohl weiße, rote, als auch roséfarbene Weine zu bieten hat. In Marsannay gibt es nur Weine auf den unteren Rängen, den Bourgogne Régional- oder Village Level. Die Weine zeichnen sich mehr durch Eleganz und Finesse aus als duch Wucht und Fülle und gerade dies macht sie besonders interressant. Definitiv steht dieser Region eine große Zukunft bevor. Schon einige der großen Négociants des Burgund haben sich hier eingekauft, doch die Preise sind noch moderat.

Am späten Vormittag mache ich mich auf zu einer der neuen Entdeckungen, der Domaine Jean Fournier.

Die Domaine ist in Marsannay kein Unbekannter. Der Ruf der exzellenten Weine eilt dem Weingut voraus, welches sich in den letzten Jahren an die Spitze der Produzenten in der Appellation gesetzt hat. Gut 13 Hektar sind in der Produktion, mehrheitlich für Rotwein. Seit dem Jahr 2003 hat Laurent Fournier die Geschicke des Weinguts übernommen. Er gehört zu dieser jungen, dynamischen Generation, die geschickt die Tradition bewahrt und neue Trends, wie den Bioanbau, integriert. Dementsprechend stolz präsentiert mir Laurent die Auswahl, die wir gemeinsam verkosten.

Flaggschiff der 21 verschiedenen Weine der Familie sind ohne Zweifel die Weine aus der Lage „Les Longeroies“. Die Village-Appellation liegt westlich des Dorfes an einem Hang mit Südostausrichtung, schon entlang der Vororte von Dijon. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit finden sich hier sehr gute Spots sowohl für Rot- als auch für Weißwein. Neben anderen Lagen in Marsannay wird untersucht, ob Les Longeroies zum Premier Cru erhoben werden soll, womit im Erfolgsfall sicherlich ein deutlicher Preisschub einher gehen wird. Die Weine überzeugen mit Eleganz und Frische und sind echte Schnäppchen für das, was hier geboten wird.

Wir probieren auch noch einen einfacheren Bourgogne „Cuvée Spéciale“, vinifiziert aus Pinot Blanc und Pinot Gris („Beurot“). Eine Seltenheit im Burgund und nur aus historischen Gründen zulässig. Absolut überzeugend und mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis. Besonders gespannt bin ich aber auf die Spezialität von Marsannay, den Rosé, den ich schon eingehend im Artikel „Rosé de Terroir?“ beschrieben habe. Nur noch 3% der Produktion werden zu Rosé verarbeitet – sehr schade, denn es gibt zu viele Hellrote, die einfach nicht überzeugen. So sieht es auch Laurent und erklärt, dass man diesen terroirgetriebenen Wein durchaus für längere Zeit lagern kann, was normalerweise einem Rosé nicht so zuträglich ist. Für mich gehört er jedenfalls zu dem Besten, was ich in der Farbe getrunken habe.

Hier nochmals die Empfehlungen im Überblick. Santé!

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