Domaine Bertagna, Vougeot

Vougeot – ein winziges Dorf inmitten spektakulärer Adressen. Einen Steinwurf entfernt sehen wir die berühmten Lagen Musigny und Les Amoureuses der benachbarten Gemeinde Chambolle-Musigny. Über allem steht aber der berühmte Clos de Vougeot mit seinen 51 Hektar und das imposante Château du Clos de Vougeot, die Heimadresse der Chevaliers du Tastevin de Bourgogne.

Die Toplagen von Bertagna in Vougeot. Links Château de la Tour, dahinter Château du Clos de Vougeot

Beeindruckt von so viel Prominenz geraten die wenigen sonstigen Lagen des Örtchens völlig in den Hintergrund. Gedrungen und fast im Schatten des Château La Tour befindet sich die Domaine Bertagna. Ich hatte Gelegenheit dieses außergewöhnliche Weingut gemeinsam mit dem englischen Journalisten Andrew Jefford zu besuchen und eine Reihe der exzellenten Weine zu probieren. Auf 17 Hektar produziert die Chefin Eva Reh-Siddle mit ihrem Team eine breite Palette an Rot- und Weißweinen, vornehmlich aus der Côte de Nuits.

Auf den ersten Blick fällt die moderne Vinothek mit Verkaufsraum ins Auge, eine absolute Besonderheit unter den sonst sehr verschlossenen Weingütern des Burgund. Auch die Website ist außerordentlich modern und professionell gestaltet, das findet man auch nicht sehr oft bei den Bourgignons. Hier sieht man die Handschrift der Quereinsteiger. Das Weingut wurde 1982 von der Winzerfamilie Reh aus dem Moseltal übernommen und kontinuierlich erweitert. Die frankophile Eva Reh wollte eigentlich Modedesign studieren, entschied sich dann aber für ein Studium in Dijon und die Chance, das Weingut bereits 1988 zu übernehmen.

Unser Rundgang beginnt im imposanten Keller. Neben den aufgeräumten Fassreihen findet man an vielen Ecken den imposanten Pilzbewuchs, der diesen Kellern ein so einzigartiges Klima verleiht. Keine Spur von Muffigkeit, sondern klare, kalte Luft, in der die natürlichen Hefen bestens gedeihen.

Geführt werden wir kompetent von Stéphanie Poisier, der Verwaltungschefin der Domaine

Zurück in der Vinothek kommen wir zum wichtigsten Teil – der Weinverkostung. Stéphanie öffnet einige hervorragende Flaschen für uns. Da ist alles dabei, vom einfacheren Hautes Côtes de Nuits bis zum Flaggschiff der Domaine, dem Clos Saint-Denis, Namensgeber des benachbarten Morey-Saint-Denis.

Die Roten, die man übrigens im Burgund in der Regel zuerst verkostet, sind allesamt hochklassig und solide und zeugen von der Einzigartigkeit des jeweiligen Terroirs. Besonders hervorzuheben ist aber der weiße Premier Cru „Les Cras“ aus Vougeot. Der Wein zeigt eine immense Fülle von gelben Früchten und verschiedensten Gewürznoten, einhergehend mit enormer Frische, eine Art Kombination der Attribute eines Chardonnay aus kühlem und aus warmem Klima. Preislich ist Bertagna leider kein Schnäppchen, schon die einfacheren Village Apellationen liegen bei über 50 Euro.

Ob sich der Aufwand lohnt, habe ich später nochmals anhand einer weiteren Auswahl nachvollzogen. Zur Prüfung standen an der einfache Bourgogne Blanc sowie die zwei Village Weine aus Vougeot und nochmals der Monopole Premier Cru „Clos de la Perrière“ aus Vougeot.

2015 Vougeot „Le Village“ Rouge, 13% Vol.

Der schon etwas gereifte Pinot der Village-Kategorie zeigt sich granatfarben mit mittlerer Intensität. An der Nase zurückhaltende Aromen wie Erdbeere, Himbeere, später Brombeere und etwas Nelken. Insgesamt eher elegant als mächtig. Am Gaumen mittlere Säure und leichte Tannine, reif und weich. Es kommen Geschmacksnoten von Honig und Gewürzkuchen hinzu. Mittlerer Körper und guter Abgang (med +). Ein sehr solider, eleganter Pinot mit einer gewissen Komplexität. 16,5/20

2017 Vougeot Premier Cru „Clos de la Perrière“, 13,5% Vol.

Die Lage macht neugierig, liegt doch der Clos de la Perrière direkt unterhalb von Musigny, rechts und links eingerahmt von Les Amoureuses und Clos de Vougeot. Aber wie immer im Burgund wechselt das Terroir und der Charakter auf Schritt und Tritt. Der Auftritt des Weins setzt aber ein deutliches Zeichen im Vergleich zum Village. Mittleres Granat. Opulente deutliche Aromen, mehrschichtig. Zunächst fleischige Noten und Eukalyptus und Waldboden. Später leichte Specknote und aufkommende reife Sauerkirsche. Ein sehr guter Anfang! Am Gaumen mittlere Säure und ausgewogene, reife Tannine. Opulente Noten von roten Früchten, etwas eindimensionaler als an der Nase. Fast voller Körper und guter Abgang (med +). Ein toller Wein, der am Gaumen etwas abfällt aber seinem prominenten Standort gerecht wird. 17/20

2018 Bourgogne Chardonnay, 13% Vol.

Bertagna hat durchaus auch einfache überzeugende Weine im Angebot. Der generische Bourgogne Chardonnay entstammt der Lage „La Croix Blanche“, einer kleinen Parzelle im Übergang von Vosne-Romanée zu Nuits-Saint-Georges, direkt an der D 974. Der Wein zeigt an der Nase zurückhaltende Aromen von Melone und Karamell, später roter Apfel. Am Gaumen mittlere Säure. Opulente Frucht, die den Wein fast leicht süß erscheinen lässt. Etwas schwächer zum Schluss bei immer noch gutem Abgang (med +). Einfach zu trinken und überzeugend in dieser Preisklasse. 15,5/20

2019 Vougeot „Le Village“ Blanc, 13,5% Vol.

Den Village gibt es auch in Weiß und er setzt sich schon deutlich vom generischen Bourgogne ab. Den Auftakt an der Nase machen opulente florale Aromen sowie Bratapfel und mineralische Noten. Am Gaumen mittlere Säure mit weichen Butternoten. Voller Körper und ein langer Abgang. Etwas bratapfelig, das muss nochmal anhand einer weiteren Flasche verifiziert werden. Am Gaumen noch besser als an der Nase. 16/20

Santé!

Domaine Bertagna. Im Vordergrund der Premier Cru Les Crâs

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